Hey, schau mal das Foto hier. Das Mädel sieht aus wie du – da musste ich an dich denken“, diese Zeilen ploppen auf dem Display meiner Freundin auf.
Bevor ich das Foto sehen kann, dreht sie das Handy um, rollt mit den Augen, redet weiter von diesem einen Kerl, den sie so toll findet, und lächelt wieder.
Seit Monaten ist sie hinter ihm her. Ihr Super-Max. Seit Stunden redet sie von Max. Ich unterbreche sie. „Zeig mir das Bild! Das ist doch von IHM.“ Ihm, dem anderen Kerl, der wiederum seit Monaten hinter IHR her ist. Sie nennt ihn Loser-Egon. Und seit Stunden denkt er scheinbar wieder nur an sie, meine Freundin.
Verrückte Welt. Warum will man NICHT den, der einen will? Warum will man dafür den, der einen nicht will?
Ich frage sie. „Er ist nervig“, sagt sie über Loser-Egon. Über Super-Max sagt sie: „Er fordert mich heraus, es wird nicht langweilig. Er hat sein eigenes Leben, konzentriert sich nicht nur auf mich.“
Ist das nicht genau der Grund, warum Beziehungen scheitern? Dass man nicht mehr im Mittelpunkt steht, sich zurückgesetzt fühlt? „Stell dir doch mal mit beiden eine Beziehung vor“, schlage ich ihr vor.
Aber sie ist in Gedanken schon wieder nur bei Max. „Heute schreibe ich ihm noch nicht, aber morgen. Dann ist es eine Woche her, dass ich ihm geschrieben habe. Dann wirke ich nicht zu needy“, redet sie mehr mit sich selbst als mit mir.
„Wann hat er das letzte Mal geschrieben?“, frage ich.
„Vor einem Monat. Aber das tut nichts zur Sache, er ist sehr beschäftigt“, sagt sie.
„Kann es sein, dass du sein Egon bist?“, frage ich sie.
Zum ersten Mal seit Stunden ist sie kurz still.
Wir haben echt alle noch viel zu lernen, damit wir bereit sind für „gesunde“ Beziehungen und nicht die, die einem nicht gut tun. Für den Anfang: liebt euch selbst, dann kennt ihr euren Wert und seid euch hoffentlich zu schade für den „Max“!