Umzingelt von vier weißen Wänden. Sie erzählen nichts und wollen so viel.
Ich sitze in meiner Wohnung.
Statt Sommer ist wieder Herbst, und mir ist kalt. Die Gedanken werden grau.
Jetzt sind auch die Wände grau. Und kommen immer näher.
Sie sind schwarz. Da.
Ich zwänge mich durch den engen Spalt, flüchte nach draußen in die Berliner Nacht. Luft. Klarsehen, klar denken.
Aber hier ist es nicht heller. Hier ist es nicht bunter. Hier ist es so … Berlin. Und Berlin ist ein Monet. Von Nahem betrachtet ein einziges Chaos.
Auszug Revaler Straße:
Kaputte Bierflaschen auf dem Boden. Ich sehe: Grün, Weiß, Braun.
Drei Dealer, die mich anquatschen. Ich höre: Marihuana. Koks. MDMA.
Ein Paar, das sich küsst. Wenigstens das. Ich stelle mir Comic-Sprechblasen vor. SCHMATZ. SCHMATZ. SCHMATZ.
Pop-Art im Impressionismus. Roy Lichteinstein trifft Monet. Dit is Berlin. Und ich mittendrin. Aber in der Liebesszene bin nicht ich die, die der Mann küsst. In Lichtenstein-Sprache: URGH!
Ach, mein Berliner Leben, ich mach jetzt einfach selbst Kunst aus dir! Male mir mein eigenes Bild. Bin mein eigener Monet. Das geht so: Punkt. Punkt. Punkt. Einer neben dem anderen. Punkt bedeutet Ende. Setzt man alle Punkte aber nebeneinander, entsteht irgendwann ein Anfang. Mein Anfang.
Nur sehe ich das noch nicht. So ist das eben mit einem Monet. So ist das eben mit mir und meinem Berlin. Ist man mittendrin, erkennt man das große Ganze nicht, verliert sich in unwichtigen Details.
Also mache ich mich auf den Heimweg. Das Bild nehme ich mit, hänge es zu Hause an meine vier weißen Wände. Sie sind jetzt bunt. Erzählen viel. Ich gehe einen Schritt zurück und höre zu.