„Bin noch Agentur.“ Und ich bin Hamburg. Wo ich den Mützenmann treffen will. Er fragt seit drei Wochen, wann ich endlich komme.
JETZT.
Im Hotel eingecheckt, Frisur gecheckt – jetzt wird der Kerl ausgecheckt! Astra in der Hand, Augen fallen aus dem Kopf. Denn am Freitag um 21:09 Uhr schreibt er: „Bin noch Agentur.“
Drei Wochen gefreut, wegen drei Worten bereut. Dass ich ihm meine Nummer gegeben habe. Ein Satz ohne Syntax ist wie ein Leben ohne „i“. Völlig sinnfrei, leer und absolut falsch.
Und ein Mann ohne Grammatik-Kenntnisse ist wie ein Hamburg-Trip ohne Schanzen-Tour. NO GO! Also nichts wie hin. Ich switche.
Ich bin nach Hamburg gefahren, um meine neue Liebe zu treffen, stattdessen verabrede ich mich jetzt mit der alten. Auf ausrangierten Kinostühlen sitze ich mit meinem ausrangierten Ex-Freund in der Kneipe. Er war der erste und sein Verhalten das letzte.
16 Jahre später schmeisse ich ihm alles an den Kopf, womit er mir seit 1999 mein Teenie-Herz gebrochen hat. In der Psychologie nennt man das Erregungstransfer. Ich schreie den alten Typ an, weil der neue, auf den ich eigentlich gerade wütend bin, nicht da ist. ER IST JA AGENTUR!
Und ich bin sauer. Der Alte trägt statt Dreadlocks wie jeder 2002 Mütze wie jeder 2015. Also im Prinzip egal, bei wem ich jetzt Dampf ablasse: Gleicher Stil, gleiches miserables Verhalten. „Haben sich Jungs seit der 8. Klasse nicht geändert?“, frage ich ihn.
Ich kann ja zwischen den Zeilen lesen. Trotz fehlender Satzteile. Ohne Lösungsschlüssel aus der 8. Klasse.
An dem Abend erfahre ich: Der Neue ist Agentur. Der Alte ist, wie er war. Und ich bin sowas von raus.