In welcher Zeit leben wir denn?
Du willst nicht, dass ich mich wie eine Schlampe fühle, indem du mich wie eine fühlen lässt. Clever.
Ich verstehe gar nichts mehr, aber das macht nichts, denn du verstehst noch weniger.
Das war so: Bar, jemanden kennengelernt, zwanzig Minuten gequatscht, kein Flirten, kein Versuch, mich zu küssen.
Aber dann: Er fragt, ob ich jetzt mit zu ihm nach Hause komme, die Nacht mit ihm verbringe. Er habe sogar aufgeräumt, das Bett frisch bezogen. Aha.
Zwanzig Minuten. Zu knapp für ihn, um zu fragen, ob ich was trinken will. Aber ausreichend Zeit für mich, um vor Sehnsucht nach ihm zu sterben?
Meine Antwort überrascht ihn. Nein. „Ah. O.k.“ Er hätte mich aber auch nicht für „so eine“ gehalten, wenn ich doch mitgegangen wäre. Das wolle er mir noch sagen, bevor er jetzt geht. Sich einen Wodka-Mate holen. Denn er hat jetzt Durst. Ach was. Beim Wodka wäre ich doch dabei gewesen. Nur beim Sex eben nicht.
Kannst du das nicht verstehen?
Nein, ich hatte keine Angst, dass du oder sonst wer denken könnte, ich sei eine Schlampe, wenn ich mit dir nach Hause gehe.
Ich wollte einfach nicht mit dir nach Hause. Weil ich einfach nicht wollte. Weil ich einfach dich nicht wollte. Weil ich einfach keinen Sex mit dir wollte. Weil du dir einfach keine Mühe gegeben hast. Weil du einfach total uninteressant für mich bist. Weil ich einfach nicht auf dich stehe.
Weil man auch einfach mal einen Wodka ohne Mate trinken kann. Und mit jemandem die Nacht verbringen kann, ohne mit ihm die Nacht zu verbringen.
So einfach ist das. Wodka ja, Sex nein. Dann hätten wir das ja jetzt geklärt.