
Foto: Florian Wassily Kazimirski
„Und was mich am meisten ärgert: Er hat mich nie richtig kennengelernt“, erzählt mir eine Freundin.
Sie ist verliebt. Jetzt ist es aus. Und daher mag sie ihn nun noch ein bisschen mehr.
Ihre Vermutung: Es hat nicht geklappt, weil sie bei ihm nie sie selbst war. Sie versuchte immer, anders zu sein. Denn sie wollte ihm gefallen.
Er ist der Typ Abenteurer. Ständig auf Reisen. Immer unterwegs. Kommt zurück mit den tollsten Geschichten.
Deshalb sprach sie mit ihm über die Drogenpolitik in Mexiko, Dschungeltouren in Thailand, Wild campen in Norwegen. Auch wenn sie nie dagewesen war und keine Ahnung hatte, wovon sie sprach.
Sie wollte den Typ Abenteuer. Also war sie Typ Abenteuer.
Dabei ist sie viel mehr Typ „simple life am Pool liegen und die kleinen Dinge genießen“.
Aber das hat sie sich nicht getraut zu sagen, denn dann hätte er ja gedacht, sie sei zu langweilig. Dachte sie.
Wenn er wüsste, dass ich mir bloß ausmale, welches Kleid ich zu unserem Dinner am Strand anziehe und wie ich mir an dem Abend für ihn die Haare mache, würde er mich oberflächlich finden.
Dabei wollte er doch einfach nur ein einfaches Mädchen.
Bei dem er mal nicht das Gefühl hat, auf Reisen zu sein. Bei der er endlich ankommen kann.
Mit der er in Cancún einfach nur am Strand sitzen und an ihren Haaren riechen kann. Kokosduft. Das weiße Kleid mit den gestickten Blüten hätte ihm sicher gefallen.
Er wollte doch einfach nur ein einfaches Mädchen. Das so ist, wie es ist.
Das so ist, wie sie ist.