Ich bin eine Schlampe 

In welcher Zeit leben wir denn?

Du willst nicht, dass ich mich wie eine Schlampe fühle, indem du mich wie eine fühlen lässt. Clever.

Ich verstehe gar nichts mehr, aber das macht nichts, denn du verstehst noch weniger.

Das war so: Bar, jemanden kennengelernt, zwanzig Minuten gequatscht, kein Flirten, kein Versuch, mich zu küssen.

Aber dann: Er fragt, ob ich jetzt mit zu ihm nach Hause komme, die Nacht mit ihm verbringe. Er habe sogar aufgeräumt, das Bett frisch bezogen. Aha.

Zwanzig Minuten. Zu knapp für ihn, um zu fragen, ob ich was trinken will. Aber ausreichend Zeit für mich, um vor Sehnsucht nach ihm zu sterben?

Meine Antwort überrascht ihn. Nein. „Ah. O.k.“ Er hätte mich aber auch nicht für „so eine“ gehalten, wenn ich doch mitgegangen wäre. Das wolle er mir noch sagen, bevor er jetzt geht. Sich einen Wodka-Mate holen. Denn er hat jetzt Durst. Ach was. Beim Wodka wäre ich doch dabei gewesen. Nur beim Sex eben nicht.

Kannst du das nicht verstehen?

Nein, ich hatte keine Angst, dass du oder sonst wer denken könnte, ich sei eine Schlampe, wenn ich mit dir nach Hause gehe.

Ich wollte einfach nicht mit dir nach Hause. Weil ich einfach nicht wollte. Weil ich einfach dich nicht wollte. Weil ich einfach keinen Sex mit dir wollte. Weil du dir einfach keine Mühe gegeben hast. Weil du einfach total uninteressant für mich bist. Weil ich einfach nicht auf dich stehe. 

Weil man auch einfach mal einen Wodka ohne Mate trinken kann. Und mit jemandem die Nacht verbringen kann, ohne mit ihm die Nacht zu verbringen.

So einfach ist das. Wodka ja, Sex nein. Dann hätten wir das ja jetzt geklärt.

Nein, Mann, ich bin nicht gerne Single. Deshalb:

 

 

JA, Mann, das ist voll cool. Als Single kannst du dein Leben voll genießen. Party bis morgens um 11 Uhr.

JA, Mann, mache ich ja genau so.

In Berlin. In Los Angeles. Ich flirte, habe Spaß, lande nachts in irgendeinem Pool, plane den nächsten Tag, um am Morgen alles umzuschmeißen, wenn ich barfuß im Hellen nach Hause gehe. Ganz so, wie ich es gerade will. Herrlich. Aber eigentlich ganz so, wie mein Leben als Nicht-Single auch war.

Doch eine Sache ist anders. Die Männer. Manche sehe ich jetzt anders. Die, die glauben, dass ich doch UNBEDINGT jetzt einen Mann brauche. Nämlich SIE! Weil ich ja diese tieftraurige Single-Kolumne schreibe, die längste Kontaktanzeige Berlins.

NEIN, Mann, Singles müssen nicht froh sein, IRGENDWEN abzubekommen.

NEIN, Mann, Singles fühlen sich nicht erst zu zweit komplett. Ich muss auch nicht jeden wollen und bin deswegen nicht gleich arrogant. 

… Also zumindest deswegen. Ich bin das: romantisch. Der eine Mann oder kein Mann.

BREAKING NEWS: Man fällt nicht um, wenn man alleine ist. Ich habe zwei Beine und tanze. Kein Drahtseilakt. Ich habe zwei Hände und würde euch winken. Geht nicht: trinken. Links Gin, rechts Tonic.

Noch was: Diese Zeilen sind keine Single-Kolumne. Es geht um die Liebe. Nicht um Männer. Aber, liebe Leser, seid nett zu den Boys, sollte doch mal einer hier auftauchen. Es geht ohne Männer. Aber mit manchen ist es manchmal auch ganz okay.

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Valentinstag gehört nicht nur den Pärchen – Liebe ist für alle da!

Feiert, denn heute ist Valentinstag!

Du und Du und Du! Ja, auch Du.

Wie, Du bist nicht vergeben, hast also keinen, der Dir etwas schenkt? Du hast doch Dich. Schenk‘ Dir selbst was. Mehr Schoko-Herzen für Dich allein.

Valentinstag ist doch der Tag der Liebe. Und die ist überall. Und für jeden da. Ihr müsst nur genau hinsehen. Wer sie nur in einem Partner sucht, wird sie wohl niemals finden, die Liebe.

Und das wäre doch schade.

Ich habe Elena-Katharina Sohn getroffen. Als ihr Liebster gegangen ist, ist die Liebe gekommen. Kein neuer Mann. Nein, sie hat die Liebe in einem neuen Job gefunden, und die Liebeskummeragentur „Die Liebeskümmerer“ gegründet.

Ich finde, wir machen unser Glück viel zu sehr abhängig von anderen Menschen. Dabei können wir uns doch so herrlich selbst genügen. Wir haben zwei Beine und zwei Augen. Zwei Ohren und eine Nase.

Also gehen wir los und schauen und hören uns die Welt an. Und sehen den Bruder, den wir eh viel öfter in der Schweiz besuchen wollten. Die Freundin, die uns schon so oft in die USA eingeladen hat. Und unterschätzt neue Gerüche und Geräusche nicht! Sie können so glücklich machen. Also Ohren auch auf, und durchatmen.

An alle Singles: Esst heute bester Laune alle Schoko-Herzen allein auf! Und ihr Pärchen müsst eben teilen.

Heute ist kein Tag der Pärchen, sondern ein Tag der Liebe. Also liebt. Am besten euch selbst.

Der Valentinstag gehört uns allen.

Vergesst nicht: Silvester als Single ist so richtig scheisse

Jetzt geht das wieder los. Wir werden alle so melancholisch, weil wir 30, Single und so allein sind.

Gerade jetzt. Zwischen Weihnachten und Neujahr. Warum das so ist? Na, weil das uns doch jeder einbläut. Auf Facebook. Jeder zweite Artikel, der gepostet wird: „Wie wir die Feiertage als Single überstehen“. Dann gibt es noch die Anti-Haltung. Die Leute, die schreiben: „10 Gründe, warum es total cool ist, gerade jetzt Single zu sein“. Und alle sagen damit dasselbe: Fühlt euch schlecht, ihr bemitleidenswerten Menschen, so einsam unter dem Tannenbaum. Denn falls ihr es nicht wusstet: ihr seid mutterseelenallein!

Holy shit. Bullshit. Sind wir nicht. Wir sind Single. So heisst das Wort. Allein ist, was ihr draus macht.

Und selbst wenn, genau das ist manchmal gar nicht verkehrt: mit sich sein, allein. Gerade jetzt am Ende des Jahres, wenn man die letzten 365 ach so einsamen Tage revue passieren lässt, die gar nicht so schlecht waren. Thailand-Urlaub, Gehaltserhöhung, neuer Haarschnitt. Also fasst euch mal alle an eure eigene Hand. Ob Single oder vergeben. Und denkt nach. Über euer Leben. Und kommt erst wieder zu euch wenn es knallt, peng, bumm, bäm! Feuwerwerk, Böller, Raketen.

Und dann freut euch. Auf die nächsten ach so einsamen 365 Tage. Und wenn schon. Die letzten waren toll. Auf euch, auf uns!

Es gibt kein Ende. Immer einen Anfang. Startlöcher statt Zielgerade. 365 unbeschriebene Seiten, die ihr alle füllen dürft. Mit Bildern, Stickern und Geschreibsel, rein in euer Poesie-Album. Ob Single oder als Paar. Aber nie allein. Auf 2016 !

Fernweh. Unterwegssein ist mein Ankommen 


Manchmal ist das Leben einfach „Tschick“. Mein Lieblingsroman.

„Was, wenn wir einfach wegfahren, Lada klauen und ab?“, fragt Tschick seinen Freund Maik.

„Was, wenn wir einfach wegfahren, den kürzesten Weg ans Meer?“, frage ich meine Freundin Krisi, als ich nach meinem Mallorca-Urlaub Zwischenstation in meiner Heimat Saarland mache.

Immer noch Fernweh. Also auf nach Holland. Ich bin rastlos. Wie im Buch „On the Road“ von Jack Kerouac. Zweiter Lieblingsroman.

Ich finde es nicht schlimm, dass wir uns ständig verfahren, denn ich habe hier im Auto alles, was ich brauche: Krisi auf dem Fahrersitz, Biffy Clyro aus den Boxen.

Allet tschick.

Ich denke: Es geht gar nicht ums Ankommen. Sondern ums Unterwegssein. Alle kommen im Leben gerade an: Haus, Garten, Kind. Aber ehrlich, der Gedanke an ein Reihenhaus schnürt mir die Kehle zu.

Ich will in kein Reihenhaus mit Carport. Meine Augen sind größer als Berlin. Ich will die Welt sehen. Muss raus. Ans Meer.

Da. Holland. Ich falle vom Surfbrett, die Nordsee fängt mich auf. Abgetaucht. Schön. Krisi lacht. Doppelt schön.

Ende September geht’s wieder zum Wellenreiten. Nach Thailand. Immer fort.

Conclusio: Ich bin sehr wohl angekommen. Mein Ankommen heißt Unterwegssein. Ich bin immer dort angekommen, wo die Welle höher schlägt als mein Herz, meine Freunde lauter lachen als die grauen Gedanken in meinem Kopf Kanon singen.

Ich will immer als Tschick on the Road sein, immer eine Figur aus meinen Lieblingbüchern. Bis ich mein eigenes Buch schreibe. Ich habe ganz viele weiße Seiten vor mir. Unendlich schön.

Willkommen in meiner Villa Rosa

Habe auf Mallorca ein Haus gefunden, das meinen Namen trägt: Villa Rosa.

Haus am Meer hätte ich also schonmal. Fehlt  nur noch der Mann.

Ab 17 Uhr werden montags-sonntags übrigens rosarote Cocktails serviert.

Ich lade Euch herzlich in meine Villa Rosa ein. 

 

Ich brauche doch keinen Handwerker

 

Meine neue Errungenschaft: ein Entlüfter für die Heizung

 

Meine Freundin Cathrin ist in ihr neues Haus gezogen. Ein Paradies: Handwerker gehen ein und aus. Endlich Antworten auf alle Fragen.

Ist der Kronleuchter mit dem Glitzerkram zu schwer für die Decke? Ist es schlimm, wenn Kabel über dem Waschbecken rausschauen? Wie geht das mit dem Heizungentlüften?

Jetzt weiß ich: es gibt ein Spezial-Gerät zum Entlüften. Da braucht man keinen Mann. Es kostet 4 Euro und man muss kein Glas für das rausfließende Wasser drunterhalten. Alles dabei!

Selbstbewusst gehe ich in den Baumarkt. Der ist für mich wie Disneyland. Abenteuer. Heile Welt. Baumarkt bedeutet: es gibt kein Problem, das nicht gelöst werden kann. Halten die Schrauben nicht, weil die Wand hohl ist; nimm Hohlraumdübel! Easy.

Ich bin auch so ‘ne lose Schraube. Für meinen Halt gibt es im Baumarkt allerdings keine Dübel.

„Dir kann ich sicher helfen“, meint ein Mitarbeiter zu wissen. Ich schau‘ ihn an. Acht Jahre jünger, fünf Kilo weniger. Drei helle Härchen an seiner Wange verraten, dass er versucht, sich einen Bart wachsen zu lassen. Vielleicht, damit er irgendwann aussieht wie ein anpackender Handwerker. Rührend.

Ob er mir helfen kann? Hm. Nicht so easy. „Ich brauche Halt“, sage ich. Test. DAS wäre seine klitzekleine Chance. Und was sagt er? „Wofür?“ Noch ein kleiner Finger, hab‘ ja zwei: „Mich.“

„Ja klar“, sagt er, „aber wo ist das Problem?“. Ach, ich wollte doch nur nett sein und ihm ein kleines Flirterlebnis bieten (oder mir?). Da zeigt er auch schon Richtung Eingang: „Da ist unser Service-Schalter.“ Wäre der Typ nicht so schwer von Kapee, wäre das eine sehr lustige Antwort gewesen.

Ich packe Dübel und Entlüfter-Teil ein, stiefle zu den großen Geräten; ich brauche noch einen Bolzenschneider. Ich muss mein Fahrradschloss knacken. Den kleinen Mann lasse ich stehen. 

Nee, der kann mir echt nicht helfen. Ich will doch keinen Handwerker mehr, bin lieber mein eigener Bauherr.