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Berlin, ich hasse Dich. Nein, warte, ich liebe Dich doch!

Mit Berlin ist es wie mit einer Beziehung.

Einer langen Beziehung, die manchmal auch runterzieht. Von November bis April. Und dann doch wieder aufbaut. Von Mai bis Oktober.

Wir verfluchen diese Stadt, in der wir uns manchmal allein gelassen fühlen, obwohl wir ein Teil von ihr sind. Denken oft drüber nach, wie es wohl wäre, von hier wegzuziehen. Tun es aber nie. Stellen uns unser Leben in Hamburg, Köln und in einer Stadt, von der wir nicht mal wissen, wo sie liegt, vor. Oder in einem Dorf. Landsehnsucht.

Wie es wohl wäre, dieses andere Leben?

Es ist mein letzter Abend in Berlin, bevor es in die Ferien geht. Ich schaue über die Dächer der Stadt. Der Stadt, die mir in den letzten Wochen die Luft zum Atmen genommen hat. Zu laut, zu eng, zu wenig ich. Kein Platz für mich.

Dieses Panorama ändert sich nie: Baukran neben Baukran. So war das schon, als ich vor vier Jahren hergezogen bin. Damals dachte ich: Berlin liegt jetzt vor dir. Zu deinen Füßen. Baukran neben Baukran = alles möglich. Hier passiert etwas. Ständig entsteht Neues. Auch aus mir? Macht Berlin aus mir etwas Neues?

  
Vielleicht muss man aus Berlin gar nicht weg. Eben aus diesem Grund.

Man verändert sich nicht außerhalb von Berlin. Sondern in Berlin. Mit Berlin. Wie in einer gutfunktionierenden Beziehung.

Und jetzt, wenn ich Berlin für ein paar Wochen fremdgehe, kriege ich ein schlechtes Gewissen. Weil ich schlecht über meine Stadt gedacht habe. Ich liebe sie doch.

Die Baukräne werden noch dasein, wenn ich zurückkomme. Gewiss. Und dann wird etwas Tolles passieren. Mit mir. Mit ihr. Mit uns. Neues Bauprojekt. In der Hinsicht bleibt sich Berlin treu.

Und ich bleibe Berlin treu. Meine längste Beziehung.

Ich male mir meine Zukunft aus Punkten und nenne mich Monet

Ich male mir meine Zukunft aus Punkten und nenne mich Monet

Punkt bedeutet Ende. Ich finde aber, aus vielen Punkten kann man einen schönen Anfang malen

Umzingelt von vier weißen Wänden. Sie erzählen nichts und wollen so viel.

Ich sitze in meiner Wohnung.

Statt Sommer ist wieder Herbst, und mir ist kalt. Die Gedanken werden grau.

Jetzt sind auch die Wände grau. Und kommen immer näher.

Sie sind schwarz. Da.

Ich zwänge mich durch den engen Spalt, flüchte nach draußen in die Berliner Nacht. Luft. Klarsehen, klar denken.

Aber hier ist es nicht heller. Hier ist es nicht bunter. Hier ist es so … Berlin. Und Berlin ist ein Monet. Von Nahem betrachtet ein einziges Chaos.

Auszug Revaler Straße:

Kaputte Bierflaschen auf dem Boden. Ich sehe: Grün, Weiß, Braun.

Drei Dealer, die mich anquatschen. Ich höre: Marihuana. Koks. MDMA.

Ein Paar, das sich küsst. Wenigstens das. Ich stelle mir Comic-Sprechblasen vor. SCHMATZ. SCHMATZ. SCHMATZ.

Pop-Art im Impressionismus. Roy Lichteinstein trifft Monet. Dit is Berlin. Und ich mittendrin. Aber in der Liebesszene bin nicht ich die, die der Mann küsst. In Lichtenstein-Sprache: URGH!

Ach, mein Berliner Leben, ich mach jetzt einfach selbst Kunst aus dir! Male mir mein eigenes Bild. Bin mein eigener Monet. Das geht so: Punkt. Punkt. Punkt. Einer neben dem anderen. Punkt bedeutet Ende. Setzt man alle Punkte aber nebeneinander, entsteht irgendwann ein Anfang. Mein Anfang.

Nur sehe ich das noch nicht. So ist das eben mit einem Monet. So ist das eben mit mir und meinem Berlin. Ist man mittendrin, erkennt man das große Ganze nicht, verliert sich in unwichtigen Details.

Also mache ich mich auf den Heimweg. Das Bild nehme ich mit, hänge es zu Hause an meine vier weißen Wände. Sie sind jetzt bunt. Erzählen viel. Ich gehe einen Schritt zurück und höre zu.

Ich will einen Handwerker!

  

Ich will einen Handwerker.

Ich will einen Handwerker, der mir mit seinem Bolzenschneider mein Fahrradschloss aufknackt.

Es ist Frühling, ich will Radfahren, den Schlüssel habe ich im Winter verloren.

Ich will einen Handwerker, denn meine Heizung muss entlüftet werden. Ich kann das selbst, mir fehlt aber das Werkzeug. So ein Schraubenzieher, der um die Ecke geht. So einen kleinen. Den haben nur Männer. Ich nicht.

Ich will einen Handwerker, der mir endlich mein Leben zusammenschreinert. Vier rosarote Wände, einen knarksenden Holzfussboden, weiße Schwedenholz-Verkleidung in der Küche. Einen großen, alten Holztisch in der Mitte, an den alle dranpassen: Mama, Papa, Bruder, Oma, Freunde. Kinder. Und der Handwerker.

Ich mache dann Hirschgulasch und Rotkraut. Für alle. Das Fleisch ist zu trocken, das Rotkraut zu weich. Ich heule, weil ich so wahnsinnig schnell frustriert bin. Aber der Handwerker ist ja da. Er ist handwerklich begabt. Er nimmt mich in seine Spannbreite-1,88m- Handwerker-Arme. Sie umschlingen meine gestauchte 1,66m Komplett-Existenz. Er hebt mich in die Luft und meine Welt wieder in die Angeln. Mein Handwerker. Mit seinen starken Armen.

Dann macht er Mousse au chocolat. Mein Handwerker. Mit seinen zarten Händen. Wenn alle mit verschmiertem Schokoschnuten an unserem Holztisch sitzen und „Mhh“ und „Ohh“ machen, grinst er mich an und behauptet, ich habe den Nachtisch gemacht. Mit meinen kleinen Evelyn-Händen.

Ich brauche einen Handwerker, der mir den Rahmen zu diesem Bild hämmert. Dann hängt er es auf und kuschelt sich zu mir auf die Couch. Die ich ausgesucht, er aufgebaut hat.

Als ich mir mit Sex die Chance auf die Liebe versaute – mit Uno Junior

Die einen werden erwachsen und heiraten. Die anderen spielen auf der Hochzeit Kartenlegen. Mit „Uno junior“. Ein Tier-Kartenspiel mit Zahlen und Farben für Kinder.

Keine Ahnung, wie man es wirklich spielt. Wir spielen es so:
Zebra-Karte: „Es gibt im Leben nur Schwarz oder Weiß. Egal wie man sich entscheidet, man verliert immer das eine. Es gibt nie das Absolute. Mach halt einfach!“, spricht das Tier-Orakel aus mir. Das Leben ist ein Kinderspiel. Bis jetzt. Es geht FSK 18 weiter.

„Wann habe ich das nächste Mal Sex?“ Zu viel Liebe liegt in der Luft, neben mir sitzt ein hübscher Kerl, die Frage plumpst einfach raus, und ich ziehe den Joker: alle Farben! Mir stehen laut Expertenrunde alle Türen offen. Applaus und Gebrüll von Panther, Tiger und Co..

„Werde ich dieses Jahr meine Traumfrau treffen?“, fragt der hübsche „Uno“-Kollege. Stille. Alle Tiger k.o.. Er zieht ein Nilpferd mit der Ziffer 9. Expertenrunde: Im September trifft er sie.

Ich bin das Nilpferd! Denn ich habe das „Uno junior“-Orakel belogen. Seine Frage wäre meine gewesen. Glück verspielt?

Ich habe mich aufgeplustert wie es in der Tierwelt so üblich ist. Balztanz. Imponiergehabe. Statt zu gefallen, bin ich jetzt umgefallen: Bauchklatscher. Ich bin eben doch nur das ungeschickte Flusspferd. Nach dem Baden geht’s mit warmen Socken statt dem Nächstbesten ins Bett.

Ich höre das Zebra in mir, setze alles – statt auf eine Karte – auf ein Kartenspiel: Die „Uno deluxe“-Version! Im September ist keine Hochzeit, dafür der Geburtstag des „Uno“-Kollegen. Und ich habe das perfekte Geschenk.

Glück verspielt? Meine Orakel-Karte war ja bunt. Alle Farben. Alles möglich.

Und dann stelle ich die richtige Frage. Dem Orakel und dem „Uno“-Kollegen.

Soooo lieb habe ich meine Mama!

Zu Muttertag habe ich Frederik, Leo, Charlotte, Alva und Julius (4 und 5 Jahre alt) im Video gefragt, warum ihre Mama die allerbeste ist.

Und sie haben mir gezeigt, wie lieb sie ihre Mami haben. Nämlich sooooooooo lieb.

Anschauen! Teilen!

❤ An alle Mamas: Alles Liebe zum Muttertag!❤