Was ist Liebe?

Leute, es ist soweit. 

Über ein Jahr lang habe ich die Liebe gesucht. Herausgekommen ist ein achtteiliges Multimedia-Projekt, das in den nächsten Tagen in BILD, auf www.bild.de und in der B.Z. Am Sonntag erscheinen soll.

Spread the love und zählt mit mir den Countdown zum Valentinstag.

Hier ein kleiner Vorgeschmack auf das, was euch bald erwartet.

Führt ihr nur Eure Beziehungen und nennt es Liebe


Ich bin verrückt. Denn ich wurde ersetzt. Er setzte eine andere auf meinen Platz. Und nennt sie nun seine Nummer 1.
Ich war der Lambada-Song in seinem Summer of Love. One hit wonder. Sie ist der Summer of Love. Der Herbst, Winter, Frühjahr überdauert hat. Dauerbrenner.

Und jetzt frage ich mich, ob er all die Dinge, die er mit mir gemacht hat, jetzt mit ihr macht.

Das Leben ist ein Setzkasten und auf dem linken Platz der Couch, auf dem ich immer gesessen habe, sitzt jetzt sie. Zack, ausgetauscht.

Liegt sie auch auf meiner rechten Seite des Bettes, das wir zusammen gekauft haben? Schnuppert er jetzt an ihr und sagt, dass sie den atemberaubendsten Duft hat. Er nannte ihn Zuhause. Vergleicht er sie morgens auch mit einem verschlafenen Koala-Bären und küsst sie auf die Nase? Lacht sie über seine Witze? Versteht sie die überhaupt?

Meine Welt ist verrückt, weil mein Platz nicht mehr da ist, wo er war. Ich werde verrückt, weil diese Fragen nicht aus meinem Kopf verschwinden, diese Frau nicht aus seinem Leben, er nicht aus meinem Herzen.


Ich verstehe nicht, was Liebe sein soll, wenn sie nur eine blöde Gleichung ist mit austauschbaren Variablen.
Kommt man wirklich immer zum gleichen Ergebnis?

Evelyn + TheMan = Liebe.

Tamara + TheMan = Liebe

xyz + TheMan = Liebe.

Die Rechnung geht nur auf, wenn Liebe eine Variable für Beziehung ist. Ja, zwei Personen haben eine Beziehung. Aber ich bin auf der Suche nach der Liebe.

Evelyn + x = Liebe.

Führt Ihr nur eure Beziehungen und nennt es Liebe. So lange x nur eine Variable ist, höre ich Lambada. One hit wonder? Nicht für mich.

Was ist Liebe?

Um diese Frage zu beantworten, mache ich mich auf die Suche nach ihr.

Ich sammle 1. Definitonsversuche, blättere 2. in  Psychologiebüchern, lese 3. alte Liebesbriefe.

1. Liebe stammt von dem mittelhochdeutschen Wort liep, was Gutes, Angenehmes, Wertes bedeutet. Sie ist die stärkste Zuneigung und Wertschätzung, die ein Mensch einem anderen entgegenzubringen in der Lage ist. Aha.

2. Liebe als emotionale Reaktion meint, dass der Liebende durch die Präsenz eines bedeutsamen alter Ego eine wiederkehrende Gefühlsregung multipler Art erlebt. Sie zeugt von der Höchstrelevanz des anderen für die eigenen Ziele und Bedürfnisse und signalisiert eine Handlungsbereitschaft in Richtung des Aufbaus einer intimen Bindung. Oho.

3. “Liebe Evelyn, ich werde immer für Dich dasein.”  Einen Monat später ward er nie mehr gesehen. Nun ja.

So viel zur Theorie. So komme ich nicht weiter. Die Liebe steckt nicht in Büchern, also rauf auf das Skateboard, rein in die Stadt. Auf meinem Feldzug an einem späten Sonntagmorgen durch Berlin entdecke ich auf der Warschauer Brücke ein junges Pärchen. Er: hängt mehr auf ihr, als dass er sie im Arm hält. Sie: ist mehr verliebt in das Gefühl der nie endenden Großstadt-Feier als in ihn, glaubt, dass das der Abend ihres Lebens war. Beide blicken nicht, dass die längst aufgegangene Sonne ihre Lüge schon durchleuchtet hat. Gefunden im Nachtleben auf der Suche nach sich selbst, zusammen hält beide nur noch der Restalkohol und der Rest rosa Partystaub, der in wenigen Stunden von ihnen abgefallen sein wird.

Das ist die Berliner Party-Touri-Liebe, aber nicht meine.

Ich halte Ausschau nach mehr Beständigkeit, einem Oma-Opa-Paar. Letzte Woche auf dem Weg zur Arbeit habe ich es gesehen. In Kreuzberg. Zwei  etwa Achtzigjährige  in vielfältiger Grau-Beige-Kombi nach ihrem Einkauf.  Er trägt ihre Tüten. Aber nur in der einen Hand, denn in der anderen hält er sie.  Zwischen Tüten und Taschen und vermutlich Jahrzehnten gemeinsamer Ehejahre ist immer noch Platz und Zeit um ihre Hand zu halten.

Für mich war dieses Bild alles andere als eine Variation in Grau und Beige, es war das Farbenprächtigste, Lebendigtse, das ich seit Langem gesehen habe. Leider suche ich die beiden heute vergebens.

Ich muss an meine Oma denken. Ich fahre nach Hause, um mit ihr zu telefonieren. Sie sagt, dass bei ihrer Nachuntersuchung alles gut ausgegangen ist. Mir fällt ein Stein vom Herzen. “Ich hab Dich lieb”, platzt aus mir raus. “Und ich Dich erst. Noch viel viel mehr”, antwortet sie. Mein Herz hüpft und ich bekomme feuchte Augen.

Die Liebe habe ich heute nicht gefunden. Sie mich.

 

Foto: Jean Claude Castor

Foto: Jean Claude Castor

 

Liebesgedicht. Jörg Fauser

 

“Als wir uns liebten, liebten wir uns selbst nicht. Als wir uns den Krieg erklärten, gaben wir uns schon verloren. Als wir geschlagen waren, bemühten wir die Geschichte. Als wir allein waren, übertönten wir sie mit Musik. Als wir uns trennten, blieben wir am gleichen Ort.

So lagen wir uns bald wieder in den Armen und nannten es ein Liebesgedicht, aber kein Liebesgedicht erklärt uns die Angst vor der Liebe, und warum der Himmel so blau war als wir uns trafen, und warum er immer noch blau sein wird wenn wir sterben werden, du für dich, ich für mich.”