Ja, er hat sich wieder gemeldet. Er hat sich entschuldigt, der Mützenmann.
Dafür, dass ich 295 Kilometer nach Hamburg gefahren bin, um ihn zu sehen, war seine Absage kurz:„Bin noch Agentur“, schrieb er, als ich schon da war. Satz ohne Subjekt. Es folgt eine Erklärung ohne Erklärung:
„Es gab ’n bisschen Gründe“, schreibt er am nächsten Nachmittag. Aha.
Um es mit den Worten meiner Freundin Alina auszudrücken: „Der Typ gehört ins Hafenbecken und wir in eine Metalkneipe“. Gesagt, getan. Ich ignoriere den 100-Zeilen-Lösungsschlüssel zu seiner Ode an die neue Grammatik, den er hinterherschickt, widme mich stattdessen der lyrischen Abendgestaltung in zwei Strophen mit wechselndem Metrum: Jägermeister, Pils in der Metalkneipe.
Walla-Mähne statt Mütze, Tresen statt Agentur. Alles ist so dunkel hier: die Shirts, die gefärbten Haare, der Kräuterschnaps. Wir tauchen ein in ein verrauchtes Meer aus Schwarz. Und ich sehe endlich klar. Irgendwann zwischen „Destroy everything“ von Hatebreed und „Zehn kleine Jägermeister“ von den Toten Hosen sage ich zu Alina:
„Je kürzer die SMS eines Mannes desto geringer sein Interesse. Je länger die Entschuldigung desto größer das schlechte Gewissen.“
Alina in der Sprache des Mützenmanns: „Je mehr denkst, desto kürzer Spaß.“ Die Ode auf Hamburg und den Mützenmann endet hier. Wie so oft: ohne Reim. Die Ode auf den Kräuterschnaps beginnt.
Es muss sich nicht immer alles reimen, es ergibt ja auch nicht immer alles einen Sinn.
Mein Trip nach Hamburg war keine Warm-up-Party für meine Flitterwochen, sondern ein Ausflug in das kleine SMS-1×1 des Mannes.